martedì, gennaio 29, 2008

Heinrich Heine




Loreley

Ich weiss nicht was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.

Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mir ihrem Singen
Die Lore-Ley getan.




Vorwort:
....geschrieben april 2006....
....die frau hat mir im vorherigen zeitraum sehr geholfen; auch wenn es danach ziemlich tragisch weiterlaufen ist; sie konnte nicht wissen, dass jedes wort, dass sie sagt hundertfach zu mir zurück widerhallen würde....dass ich sie sehr gemocht habe, dass sich alle eingemischt haben und ich immer zu ihr gehalten (auch wenn ich wegen ihr durch die hölle gegangen bin und ich psychisch ruiniert worden bin) habe, bis zu dem zeitpunkt wo mich ihre freunde (mit ihrem Wissen) zusammenschlagen wollten, dass war mir dann doch etwas zu absurd....nun ja, wie bereits gesagt, sie hat mir im zeitraum dezember 05 bis februar 06 sehr geholfen in einer sehr extremen situation, welche sie sich (und die meisten menschen) wohl nicht einmal vorstellen können und dass mir dabei alles kaputt gemacht worden ist, nun ja, in einem krieg ist dass nun mal so,
....als jene in der nähe am 21.04.06 sagte "his destiny", ja, ja, nun ja, ein verfluchtes schicksal....
....wo ein nobelwirt in wien in einem interview einmal gesagt hat; "dass es besser sei nicht verliebt zu sein als unglücklich verliebt zu sein".....ja, ja, das könnte stimmen....
....der text gefällt mir persönlich eigentlich nicht so sehr, aber nun ja....



5 Bilder mit Dora

Einen Menschen kennt einzig nur der, welcher ohne Hoffnung ihn liebt.
Walter Benjamin, Einbahnstraße


Dora (D.)
Frank (F.)
Emil (E.)
Clara (C.)
Mark (M.)
Zoran (Z.)

(1)

Am 21. März, Frühlingsbeginn, nach einem langen, kalten Winter in Doras Zimmer. Dieses ist einfach eingerichtet.
Ein Bett. Ein Schreibtisch. Eine Couch. Ein Stuhl. Ein Schrank. Ein Fenster. Eine digitale Uhr an der Wand. Ein schnurloses Telefon. Ein kleiner Serviertisch. Ein Bild (Die Einsamen, Munch E.).
E. betritt das Zimmer, blickt zu der auf der Couch sitzenden Dora und zündet sich eine Zigarette an.
Beide blicken sich wortlos an.

D.: Du?
E.: Ja!
D.: Was bringt dich zu mir?
E.: Die Sehnsucht…die Augen schmerzen und der Kopf hämmert…du verwirrst mich
D.: Und welches Spiel spielst du, ein Abgrund bist du…mein entblößtes Herz schreit sanft und stürmisch, wild und gepeinigt mit jedem Schlag nach Liebe
E.: Die Sehnsucht verzehrt mich nach deiner Liebe...lass es schreien dein Herz!
D.: Es wird verstummen
E.: Wird es nicht...soll ich gehen?
D.: Nein! Nur heute ist einer jener Tage…kannst du das verstehen?
E.: Ich versuche es…das Leben....
D.: Die Tage sind mit mir alt geworden und die verbliebene Zeit zittert zwischen meinen Gedanken gefangen…ich muss stark sein in einer Welt des Zweifelns und Begehrens
E.: Stark und mutig mit deinem Antlitz leuchtend über meinem Seelengrund, allein dein Lachen malt die meine Welt mit Farben aus...verstehst du denn, was du mir bedeutest?
D.: Egal was, ich habe es mir nicht verdient
E.: Was zählt dass schon?
D.: Viel
E.: Es ist mir egal
D.: Sollte es dir aber nicht sein
Beide blicken sich wortlos an.
E.: Lassen wir dass, ich habe am Wochenende meine Identität verloren
D.: Identität?
E.: Meine Brieftasche…Ausweis, Geld und Kreditkarten…alles weg
D.: Und wie?
E.: Verloren, wie, ich weiß es nicht...jetzt habe ich endgültig genug
D.: Schon wieder?
E.: Immer und immer wieder
D.: Es gibt also kein Zurück mehr
E.: Das hat es niemals gegeben
E. zündet sich eine Zigarette an. D. blickt auf die Zigarette.
E.: Ununterbrochen
D.: Und warum?
E.: Diese Frage stellt sich mir nicht mehr
D.: Man beschließt zu leben....
E.: oder zu sterben und ich habe mich entschieden
D.: Eine Entscheidung heute, morgen vielleicht, aber in einem Monat
E.: Ja, ich zerfalle
D.: Zerfallen?
E.: Ich!
D.: Wörter, nichts als Wörter
E.: Nichts weiß ich...gar nichts...durch ein dunkles Tal führt mein Leben und ich?
D.: Der Sinn enteilt dir selbst
E.: Was soll ich noch mit Wörtern, die zwischen den Sätzen jetzt zerfallen...es wird Unmenschliches von mir verlangt und eine Schuld
D.: Woran soll dein Dasein sich verschulden?
E.: Ich möchte, ich könnte....nein...es ist ein Verlangen, eine Gewalt in mir...
D.: Vergiss nicht, der Mensch ist ein Tier und Gewalt ist nicht Liebe, auch wenn es so scheint
E.: Eine dunkle Sonne scheint über dem Herzen mir schimmernd...wo ist das Ende von mir?
D.: Ist nicht alles schon beendet wenn es beginnt?
E.: Und ist nicht alles schon verbrannt wenn es dann brennt?
D.: Du lebst heute in jedem Augenblick, morgen und auch wenn die Zukunft sich nicht mehr vermag zu bilden...ein schwieriger Fall
E.: Fall…ja. Schwierig…ja. Eine Handlung zieht die auf sie folgende geschwind mit sich hinunter
D.: Hinunter?
E.: In helle Dunkelheit, in schweigevoller Einsamkeit...an die Klippen meiner selbst und alles fällt und kein Halten ist mehr möglich, keines mehr
D.: Und wie soll das weitergehen?
E.: Ich weiß nicht, nur das Schicksal könnte es wissen
E. setzt sich auf den Stuhl.
D.: Denke daran, die Traurigkeit ist nur ein Gast im Geist. Irgendwann wird sie in die Ferne verreisen
E.: Hinfort mit ihr von mir, aber wer und was ist ich nach diesem Besuch...wo werde ich in dieser Welt verbleiben?
D.: Im Hier und Jetzt
E.: Im Vergessen und Verdrängen
D.: Warum nicht, schöne Gedanken sind schwerer als Tränen und du musst versuchen glücklich zu werden
E.: Und doch bleibe ich verkältet....mich friert und nichts kann noch besser werden...alles flieht vor mir davon, alles was zu lieben, zu verstehen mich vermag, alles bleibt und nichts geht weiter, fliehst du schon?
D.: Ich kann nur versuchen zu verstehen
E.: Alles flieht und niemand der verbleibt, gleich einem in mondlosen Nächten umherstreifendem Wolf....der ewigen Nacht
D.: Auch Schatten können blühen
E.: Fliehst du noch oder bist du schon geflohen?
D.: Du hast Mut...Kraft
E.: Nicht mehr lange
D.: Lange genug
E.: Wofür?
D.: Für vieles
E.: Einmal vielleicht?
D.: Oft und immer wieder
E.: Retten und errettet werden...doch nur Wörter
E. setzt sich neben Dora auf die Couch.
E.: Dora, ich weiß nicht und nichts.
D.: Doch! (umarmt E. und küsst ihn)
E.: So kann es nicht sein…soll ich fliehen?
D.: Nein, jetzt noch nicht (und streicht mit den Händen über das Gesicht von E.)
E.: Wer einmal deine Lippen küsst, der möchte keine anderen mehr küssen
D.: Blödsinn
E.: Und dein Blick in die Ferne schweifend, sanft....ich liebe dich
E. küsst D.
E.: Dein Körper, deine Sinne
D.: Hoffnungslos
E.: Deine Lippen, dein Mund
D.: Verrückt
D. und E. lösen sich voneinander und E. holt eine Packung Zigaretten aus der Hosentasche.
D.: Eine Zigarette?
E.: Hier!
E. reicht D. eine Zigarette.
D.: Und?
E.: Du raubst meinen Willen und verführst mich
D.: Ich bin nicht besser
E.: Und ich?
D.: Auch nicht
E.: Wörter, nichts als leere Hülsen
D.: Und das sagst du?
E.: Ja
D. und E. umarmen sich und E. wendet sich ab, zündet sich und Dora die Zigarette an.
Wortlos rauchen beide die Zigarette.
E.: Was denke ich doch nur?
D.: Das Leben ist stark
E.: Ich versuche zu verstehen
D.: Sammle dich und lache
E.: Fliehen wir gemeinsam
D.: Wohin?
E.: Fliehen wir den Tag und die Nacht, verstecken wir uns in den Gedanken der Menschen und sterben in den Herzen dahin
D.: Wir werden leben und wie!
E.: Verliere mich und bereichere dich
D.: Du verlierst dich
E.: ....und was ist jetzt, die Liebe verblasst mir zu einer schmerzvollen Erinnerung und ich fühle und spüre das Ende, das mir immer näher kommt
D.: Ein Ende voller Schrecken
E.: als gar keines...
E.: Die Flucht findet keinen Sinn mehr in der Kälte, die da trohnt in den Gefühlen
D.: Lass dich nicht beirren, die seltsamsten Wege beschreitet das Leben und die Ruhe wird dich finden
E.: Irgendwann geht jede Flucht zu Ende
D.: Fliehe weiter!
E.: Aus den Erwartungen hinaus
D.: Nur dir selber hinzu, denn eine jede, ein jeder zieht aus dem Morast des Lebens sich heraus, in dem wir alle, früher oder später, versinken
E.: Ich weiß nicht, ob ich es noch schaffen kann
D.: Mit Sicherheit
E.: Du?
D.: Ja
E.: Ich bin müde
D.: Ich auch
E.: Lass uns schlafen gehen
D.+E. begeben sich zum Bett.

(2)

Der Raum fällt in Dunkelheit, nur auf der digitalen Uhr bleibt ein Licht.
Diese rast dahin. Aus Stunden werden Sekunden, bis diese unvermittelt stoppt und die Dunkelheit schwindet.
Dora und Clara befinden sich auf einer Parkbank sitzend.
Sie sind von Bäumen umgeben. Am Himmel sammeln sich Wolken zu einem Unwetter.

D.: Ich liebe den Frühling
C.: Zu einer sonnigen Welt scheinen die Tage zu erblühen!
D.: Ich denke, das ist die Natur, gestern war noch alles trist und heute lacht einem alles ins Gesicht....du hast es auch bemerkt?
C.: Alles scheint aus dem trüben Grau gezogen worden zu sein....in ein Regenbogenfass gefallen zu sein....
D.: Die Gesichtszüge sind sanfter; aus den Leben der Menschen schwindet die Härte ein wenig....das Leid scheint auf den Wiesen des Leben zu verdorren
C.: Der Druck scheint zu etwas Abstrakten zu zerfallen
D.: Von den Straßen in die Paläste fallend
D.: Dort beginnen sie zu zittern....vielleicht lachen sie sich über die Armen zu Tode?
C.: Die Frühlingssonne kühlt die Härte ihrer Taten
D.: Ihre versteinerten Herzen zerbrechen mit jedem Tag ein wenig mehr am Elend der Armen
C.: Ein jedes Leben sollte schön und glücklich werden
D.: Nur die Hoffnung nicht verlieren, denn die Menschen leben auf, begraben ihre Streitigkeiten, sind lieblicher....näher an der Sanftmut
Beide verweilen wortlos.
C.: Du wirkst blass und traurig
D.: Wirke ich denn so nicht immer?
C.: Manchmal
D.: Das Leben scheint mir die Leichtigkeit verloren zu haben
C.: Die kommt schon wieder
D.: Im Wald der Ratlosigkeit sind Entscheidungen zu fällen
C.: Und wie wirst du dich entscheiden?
D.: Ich....ich entscheide doch seit langer Zeit nicht mehr, die Zwänge des Lebens, die Macht meiner Gefühle, sie bestimmen über meine Handlungen, ich kann mich dem nicht entziehen, nicht mehr...und bei dir?
C.: Süchtig nach Nähe und immer unnahbarer werdend....die Kälte meiner Sanftheit schlafend....und nicht mehr erwachend
D.: Das meine Leben führt mich von Gesicht zu Gesicht, von einer Verzweiflung, ja von einem Ende zum nächsten und ich werde wütend, rasend bis zur Selbstzerstörung
C.: Woher kommt die Wut?
D.: Diese Wut...aus dem Innersten heraus und bis auf das Äußerste mich anspannend…sie zieht mich hinunter und hinauf, wirft aus dem Kreislauf des Lebens mich hinaus, zerbricht die Fassaden, die ich mir aufsetze und treibt mich immer weiter
C.: Die Untergänge sind mir heller, das Unglück schöner....zerbrechlicher das Harte...
C.: Wortlos
D.: Sprachlos
D.: Ich bin ein Riese und erschrecke vor dem Schrecken, ein Riese ohne Gnade und mit einem Schrecken sondergleichen
Beide verweilen wortlos.
C.: Wie ist dein Leben denn nun?
D.: Jene die ich liebe verstehen dies nicht und jene die mich lieben gehen in sich unter und ich sollte mich dem entziehen...aber kann ich mich entziehen...das Feuer muss ich lieben, sonst verbrennt es mich
C.: Du liebst und wie!
D.: Du kannst es auch Liebe nennen
C.: Gnade deinem Herzen
D.: Es verneigt sich vor dem Leben in der Brust
Beide umarmen sich.
C.: Wie steht es denn um E.?
D.: Der ist verzweifelt
C.: Und F.?
D.: Unruhig
C.: Und M.?
D.: Traurig
C.: Und Z.?
D.: Du kennst ihn?
C.: Ja
D.: Außer Kontrolle ist er und ich bin es auch, denn die Gefühle sind stärker als ich, das Verlangen ist tiefer in mir und es drängt mit allen Mitteln nach außen hin und es gibt kein Halten mehr, kein Zurück
C.: Immerzu ?
D.: Im Sturm
C.: Danach?
D.: Die Traurigkeit....die Einsamkeit
C.: Wild begehrt wird doch dein Sein?
D.: Des Begehren begehrt …der Liebe geliebt...und ich...ich bin nur eine Projektionsfläche für Vorstellungen, die andere sich von mir machen
C.: Sind wir das nicht alle?
D.: Vorstellungen, Projektionen, lebende Objekte der Begierde...dass sind wir!
C.: Puppen mit denen man spielt
D.: Noch viel schlimmer ist es und nur ein Gast ist die Liebe in meinem Leben...er kommt und geht wann er will...ich will mich unterordnen
C.: Akzeptieren und verstehen
D.: Was soll ich noch begreifen?
C.: Du weißt
D.: Ich habe mich der Liebe als unwürdig erwiesen und doch verfalle ich ihr ein jedes Mal
C.: Verfallen?
D.: Geist an Körper und Körper an Geist, Schweißperlen am Nacken, glänzend und nass; Geborgenheit, lieblich und sanft, Nähe und ein seltsames Gefühl
C.: Welches?
D.: Irgendwo an den Grenzen zwischen uns Menschen verbleibend....unerreichbar für den Ausdruck....vielleicht werden wir Menschen es eines Tages verstehen?
C.: Was?
D.: Dass es keine Grenzen gibt?
C.: Dann lebe und lache
D.: Ich tanze, lache, rede, liebe, begehre und freue mich trotz der Leere, die da thront in meinem Sein.
C.: Ein zwiespältiger Mensch
D.: In mir geteilt und im uns verteilt
C.: So lange und so kurz es währen sollte
D.: Andauernd und wie soll das enden?
C.: Hinweg von den menschlichen Abgründen und freundlichen, verträumten Tagen hinzu
D.: Ich versuche es und ohne Rast, doch das Elend scheint mir die intensivste Schönheit zu verbergen...im Dreck liegen die Glücklichsten beieinander und ich muss mich trennen, weiterziehen, der Gewöhnung entgehen....versuchen mein Dasein zu ergründen
C.: Gut Dora
D.: Gut oder schlecht, ich werde kämpfen
Erste Regentropfen fallen.
D.: Weint der Himmel um mich?
C.: Danach wird die Sonne lachen und die Himmelstränen trocknen
D.: Weinen und lachen
C.: Das Leben zieht mit lachenden Tränen, einem rauschhaftem Torkeln am Rande der Möglichkeiten dahin
D.: Dahin und über den Rand hinaus
C.: Und weiter hinfort?
Beide verweilen wortlos.
Einige Kinder spazieren lachend an ihnen vorbei.
D.: Wir müssen uns beeilen, das Leben eilt uns hinfort, die Möglichkeiten werden weniger mit jedem Tag, eine jede Sekunde noch schneller als jene zuvor
C.: Da die Jugend, die Schönheit uns verblüht
D.: Wir drehen uns nicht langsamer, denn schneller dem Ende entgegen
C.: Unheimlich
D.: Erschreckend
C.: Zum Gruseln
D.: Bitter
(Beide lachen.)
D.: Vielleicht verbirgt sich noch ein Vielleicht in unseren Leben?
C.: Ein Lichtblick der unsere Augen öffnet?
D.: Ein wunschloser Zwang....
C.: ....zum Unglücklichsein ?
D.: Vielleicht?
(Beide lachen) und verweilen wortlos.
C.: Dort ?
D.: Wo?
C.: Am Eingang des Park
D.: Z.
C.: Scheint traurig zu sein
D.: Immerzu
C.: Traurig
D.: Ich soll mich von ihm fernhalten
C.: Wer sagt das?
D.: Viele
C.: Und wie ist er?
D.: Verloren...hoffnungslos...lieblich
C.: Verloren?
D.: Es ist ihm egal geworden...das Leben...die Zukunft...die Menschen
C.: Doch nicht wirklich?
D.: Nur der Wirklichkeit können solche Menschen entstehen
C.: Zermürbt?
D.: Früher oder später zermürbt die Realität wohl die meisten
C.: Und wird er sich fangen?
D.: Nur er selbst kann das wissen
C.: Sollen wir?
D.: Ich weiß nicht?
C.: Kannst dich gar nicht mehr entscheiden?
D.: Eigentlich nicht mehr
C.: Und was machen wir?
D.: Z.!
Z. kommt zur Parkbank.
Z.: Hallo Dora! Clara!
D.: Hallo Z.
C.: Hallo Z. Wie geht’s?
Z.: Geht so
D.: Setze dich zu uns
Z.: Ich weiß nicht?
C.: Komm schon Z.
Z. setzt sich auf die Bank.
Z.: Ob das eine gute Idee ist?
C.: Du denkst zuviel
Z.: Reflektieren und den Gedanken der Freiheit zu Ende denken.
Dora und Clara blicken sich an.
Z.: Ich bin nur ein einsamer Bauer auf dem Schachbrett des Leben....einer der einige Spielfiguren wohl gegen sich hat.
C.: Dann wird es schwierig werden zu gewinnen
Z.: Ich befinde und bewege mich noch auf dem Brett
C.: Lache doch mal
D.: Auch mehr als einmal
Z.: Ich versuche es andauernd, doch der Mensch ist kein Material, ein Patent ist nicht mehr wert als tausend Leben, ein Vertrag nicht mehr als eines. Arroganz ist keine Tugend. Foltern ist Mord. Verantwortung heißt nicht, sich selber schamlos zu bereichern...die Menschenrechte, das Recht zu Lieben ist kein Monopol einiger weniger, denn jedem Menschen zustehend und jeden Tag mehr Utopie, denn Realität werdend
D.: Die Ignoranz?
Z.: Auch die Dummheit.....gib einem Menschen 10 bedruckte Scheine und er wird dir dafür alles tun, dass ist ihre wahre Macht und sie sorgen dafür, dass es so bleibt
D.: Wer?
Z.: Jene, die über die Freiheit, das Leben der Anderen entscheiden
C.: Bist (du) verloren?
Z.: In mir und für alle, aber ich erkenne dies auch als eine Chance
D.: Chance?
Z.: Vielleicht kann ich etwas verbessern, den Unterdrückten, die nicht mal wissen, dass sie unterdrückt werden, den Gequälten, die nicht mal wissen, dass sie gequält werden
C.: Ohne mich
D.: Ich bin zu beschäftigt
C.: Ich auch
D.: Meine Probleme sind mir schon genug
Z.: Ich weiß, ich bin alleine
Die Drei verbleiben wortlos.
D.: Beschränke dich auf dich selbst
C.: .....und passe auf dich auf
Z. blickt D. und C. an.
Z.: Ich muss weiter
C.: Jetzt schon?
D.: Bleibe doch noch
Z.: Ein anderes Mal
Z. steht auf und geht; D. und C. blicken ihm nach.
C.: Probleme hat der?
D.: Es stimmt
C.: Das Wissen hilft ihm nicht
D.: Wir können ihm nur das Beste wünschen....ich verstehe ihn...
C.: Jede versteht dass
D.: Das ändert nichts
C.: Wer weiß?
D.: Die Geschichte
C.: Welche?
D.: Tschernobyl
C.: Die technische Meisterleistung
D.: Allerdings
C.: Was?
D.: Die Experten erklärten, dass es 56 direkte Tote gegeben hat
C.: 56?
D.: Die Kinder....die Kinder in den ukrainischen Kliniken.....sie können die Statistiken verdrehen wie sie wollen....das Leid bleibt unzählbar....unermesslich....Experten für gekaufte Manipulation sind die und nicht für Atomenergie
C.: Wenn du das sagst, dann bist du eine Verrückte?
D.: Das sind Gestörte von Kopf bis Fuß und vor ihnen kniet die Welt...
C.: Ihre Welt
D.: Jeder Experte sollte ein Tschernobyl-Kind adoptieren.....ob sie dann noch von 56 Toten sprechen?
C.: Z. versucht ihnen zuvorzukommen
D.: Er muss sich beeilen
C.: ...bevor sie die Erde zerstören....
D.: Sein Scheitern
C.: .....wird ihr Versagen sein
Beide verweilen wortlos.
D.: Auch wir müssen uns beeilen
C.: Wir alle
D.: Und wie
C.: Ich mag dich
D.: Ich auch
Beide umarmen sich und bleiben wortlos auf der Bank.

(3)

Der Raum fällt in Dunkelheit, nur auf der digitalen Uhr bleibt ein Licht. Sie rast dahin. Aus Stunden werden Sekunden, bis diese unvermittelt stoppt und die Dunkelheit schwindet. Die Szene befindet sich in Doras Zimmer.
Diese sitzt am Schreibtisch und schreibt, als M. das Zimmer betritt.

M.: Keine Wörter mehr
D.: Keine mehr
Dora steht auf und umarmt M.
Beide bleiben kurz in der Umarmung und lösen sich dann voneinander.
M.: Was zum Trinken?
D.: Ein Bier?
Dora holt eine Flasche Bier aus dem Raum nebenan (uneinsichtlich), kehrt zurück und reicht es M.
Dora setzt sich auf den Stuhl (mit den Füßen auf dem Stuhl).
D.: Woher?
M.: Vom Trinken (Schluck vom Bier)
D.: Und warum?
M.: Bin immer noch arbeitslos
D.: Solltest weniger trinken
M.: Du auch…aber schwierig, wenn man sich flüssig ernährt
D.: Siehst schlecht aus
D.: Danke...aber wie erscheint, wenn einem die Welt den Krieg erklärt hat
D.: M.!
M.: Ein jeder und eine jede....ich, alleine gegen den Rest....da ist Scheitern schon ein Erfolg
D.: Scheitern?
M.: Der Überzeugungen....der Ansichten....des Miteinander mit dir?
M. setzt sich auf die Coach.
D.: Lustig
M.: Einen jeden Tag ein neuer Anlauf zur Arbeitssuche (Schluck vom Bier)
D.: Gut
M.: Aber wie soll ich mit den Menschen umgehen...wir befinden uns im Krieg
D.: Seit wann?
M.: Seit die Menschen ein Bewusstsein sich gebildet haben....wohl seit immer
D.: Und wer kämpft?
M.: Immer die gleichen, Mensch gegen Mensch, Kultur gegen Kultur...der Krieg hat die Schlachtfelder verlassen…keiner kann noch eine Blutpumpe anwerfen!
D.: Eine Blutpumpe?
M.: Eine Erfindung im 1. Weltkrieg....stell dir vor, dass jede Woche an der Front ein menschlicher Jahrgang fällt...das ist eine Blutpumpe...und die Verbliebenen verelenden in den Irren-Anstalten...totalitär irre gemacht!
D.: Irre gemacht!
M.: Von den damaligen Zuständen, aber genug davon....heute befinden sich die Kriege nicht mehr zwischen Staaten, denn zwischen jedem Menschen, jeder führt mittlerweile Krieg....bei der Mehrheit ein erfolgloser Kampf um soziale, wirtschaftliche und was weiß ich welche Gewinne...der Mensch ist zum Soldaten geworden und er muss jeden Augenblick um sein Dasein kämpfen (Schluck vom Bier)
D:. Sie und er kämpfen, aber für was?
M.: ....für das Überleben in den Schützengräben der modernen Welt (Schluck vom Bier)
Dora blickt kurz schweigend zu M.
D.: Du solltest weniger trinken
M.: Du auch…komm zu mir
Dora begibt sich zur Couch und setzt sich auf M.
D.: Was willst du?
M.: Dich...
Beide küssen sich.
M.: Bin ich ein Albtraum?
D.: Geht so
M.: Eine Belastung?
D.: Etwas
M.: Wirklich?
D.: Und wie!
M.: Liebe mich
D. entzieht sich M. und steht auf.
D.: Deine Worte sind zu pessimistisch...es gibt zu Genüge Schönes im Leben
D. setzt sich auf den Stuhl.
M.: Wunderschönes verbirgt das Leben...die Künste, die Natur, Menschen....Ideale....dich
D.: Mich?
M.: Dich!
Beide verweilen wortlos.
D.: Ich möchte dir von der Kirchner Ausstellung erzählen.
M.: Wem?
D.: Ernst Ludwig Kirchner, einem Verzweifelten, einem bis zur Raserei Malendem....ihm war die Zeit zu wirr geworden, als sie zu ihrer Vernichtung aufgebrochen war...er war in die Moderne gelangt, als die Menschen noch vom Mittelalter träumten.....mit seinen eine immense Lebensfreiheit ausstrahlenden, wilden Bildern gelangte er zu einem neuem unverfälschten Ausdruck....ein Gedanke schläft in den Bildern und ich hoffe, dass eine jede, ein jeder, von der Schlaftrunkenheit des Gedanken erfasst werde...., ...wunderschön ist das Bild "Die Artistin"....ein auf einem grünen Plüschsofa sitzendes Mädchen mit einer weißen Katze zu ihren Füßen....die schlummernde Weiblichkeit....sinnlich und expressiv, endlos schön für immer...ein Mädchen namens Fränzi.....das ist keine Abbildung, denn ein Höhepunkt des Lebensbejahendem....Farben schimmernd voll, des Lebens Schönheit froh, der milden Formen ungewöhnliche Intensität, hingeworfen der Leinwand mit ekstatischen Pinselstrichen....nur den gemalten Blick des Mädchen zu erblicken, verwandelt meine Welt....schöner....bunter.....leuchtender
M.: „Die Artistin“....wunderschön
D.: Der Ewigkeit
M.: Ein verrückter Künstler ?
D.: Verrückt sind jene, die andere so nennen
M.: Und sein Leben war eine Katastrophe ?
D.: Ist dass nicht jede Künstlerexistenz ?
M.: Es scheint so zu sein
D.: Vielleicht bedingt sich das
M.: Vielleicht....ein Beispiel für die Schönheit?
D.: Wie?
M.: Ein Kuss
D.: Später....
M.: Ein Gedicht
D.: Ein Gedicht?
M.: Ja
D.: Du?
M.: Vorher ein Kuss
Dora begibt sich zu M., küsst ihn kurz und setzt sich neben M. auf die Couch.
M.: Von Francois Villon
M. räuspert sich kurz.
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund,
ich schrie mir schon die Lungen wund
nach deinem weißen Leib, du Weib.
Im Klee, da hat der Mai ein Bett gemacht,
da blüht ein süßer Zeitvertreib
mit deinem Leib die lange Nacht.
Da will ich sein im tiefen Tal.
Dein Nachtgebet und auch dein Sterngemahl.
Im tiefen Erdbeertal, im schwarzen Haar,
da schlief ich manches Sommerjahr
bei dir und schlief doch nie zuviel.
Ich habe jetzt ein rotes Tier im Blut,
das macht mir wieder frohen Mut.
Komm her, ich weiß ein schönes Spiel im dunklen Tal, im Muschelgrund ...
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!
Die graue Welt macht keine Freude mehr,
ich gab den schönsten Sommer her,
und dir hat's auch kein Glück gebracht;
hast nur den roten Mund noch aufgespart,
für mich so tief im Haar verwahrt...
Ich such ihn schon die lange Nacht im Wintertal, im Aschengrund...
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund.
Im Wintertal, im schwarzen Erdbeerkraut,
da hat der Schnee sein Nest gebaut
und fragt nicht, wo die Liebe sei.
Ich habe doch das rote Tier so tief erfahren, als ich bei dir schlief.
Wär nur der Winter erst vorbei und wieder grün der Wiesengrund!
... ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!
D. küsst M.
D.: Noch ein Beispiel?
M.: Noch ein Kuss?
D.: Bergmans Film „Wilde Erdbeeren“....ein alter Mann, der im Angesicht des Todes sich von seinen starren Vorstellungen befreit, sich während einer Reise mit seiner Schwiegertochter an die an verborgenen Orten wachsenden süßen und wilden Erdbeeren, an seine Kindheit und Jugend erinnert und dorthin kehrt der alte Mann zurück und befreit sich am Ende der Reise, seines Lebens von den Vorstellungen, die sein Leben geprägt und eingeschränkt haben. Die Wilden Erdbeeren sind ein Symbol für die Kindheit und Jugend des alten Mannes, an die Unbeschwertheit allen Seins, bevor die Realität hart wird...es sind vor allem die Blicke in die Abgründe und in die Freuden der getriebenen Menschen hinein, die Tragik des menschlichen Dasein, das Unverständnis, die Starrheit erfassend....
M.: Am Ende?
D.: Am Ende der Reise erzählt in surrealistischen Bildern und als zentrales Thema des Films die Sehnsucht nach Versöhnung....mit dem eigenen Leben und mit den Menschen um sich....
M.: Ein Kuss?
D.: Nur einen
M.: Unendlich vieler
D.: So vieler
Beide küssen sich.
M.: Die schlechten Gedanken zerfallen wenn du erzählst
D.: Lasse sie zerfallen
M.: Alle?
D.: Ziehe dich nicht zu viel hinunter
M.: Am Grunde des Lebens trockne ich meine Lust
D.: Später wird die Leidenschaft vergehen
Beide blicken sich wortlos an.
M.: Ich möchte dich
D.: Keine Wörter mehr
M.: Keine mehr
D.: Alter Dickschädel
M.: Hinterkopf dürfte gegen Gesichtsknochen immer gewinnen
M.: Ein Kunstwerk wie dich....nie
D.: Nie?
M.: Ich möchte in dich versinken, dir noch einmal nahe sein und immer wieder
D.: Immer wieder
M.: Lass uns trinken gehen
D.: Du trinkst zu viel
M.: Du auch....aber keine Wörter mehr
D.: Keine Wörter mehr
M.: Keine mehr

M. und D. verlassen das Zimmer.


(4)

Der Raum fällt in Dunkelheit, nur auf der digitalen Uhr bleibt ein Licht.
Diese rast dahin. Aus Stunden werden Sekunden bis diese unvermittelt stoppt und die Dunkelheit schwindet. Das Geschehen befindet sich in einem Narrenschiff eines Einkaufszentrum.
Dora und F. sitzen an einem Tisch.
Beide verweilen wortlos und blicken sich um.
Reges Kommen und Gehen.

F.: Ich werde mein Lachen suchen
D.: Du taumelst?
F.: Am Abgrund stehend sollte ich nicht wanken, denn lieben....mein Schatten ist schon tief in das Verderbnis hinunter gefallen....ich muss lieben, sonst werde ich meinem Schatten folgen
D.: Das wirst du nicht
F.: Eine Zukunft…kann es die noch geben?
D.: Die gibt es immer.....du lebst!
F.: Ich muss lieben
D.: Müssen wir das nicht alle, wenn wir Menschen bleiben wollen
F.: Auch ohne Liebe kann man leben, aber ich, nein
D.: Bei allem Trug, bei allem Leid
F.: Und trotzdem muss ich lieben
Beide verweilen wortlos.
D.: Diesen Ort?
F.: Ja?
D.: Wie hast du ihn gefunden?
C.: Eine Lawine der Angst verschüttete mich....als ich erwachte war ich hier
D.: Soll ich jetzt lachen?
F.: Wir sind in einem Narrenschiff
D.: Das Schiff beginnt zu schwanken
F.: ...geht aber nicht unter
D.: Auftauchen
F.: ...wenn man untergeht
D.: Lachen, lachen oder lachen
F.: Weinen, weinen, auch weinen
Beide verweilen wortlos.
D.: Und liebst du denn nicht?
F.: Außer mir....so einige
D.: Dich selbst?
F.: Weniger bis kaum
D.: Und die Angst?
F.: Die bleibt
D.: Und du?
F.: Es gibt Wunden, die heilen nicht mehr...
D.: Solange sie nicht schmerzen...
F.: Egal, was ich tun werde....
D.: Ich weiß
F.: Mein Leben zittert
D.: Beruhige dich
F.: Die Angst?
D.: Die vergeht
Beide blicken sich wortlos an.
D.: Vielleicht musst du von der Liebe noch lernen
F.: Welcher Liebe gedenkst du, der einen oder doch der einen, was sollte ich lernen von der Liebe....ich denke ich bin unfähig zu lieben, ja zu begehren, mich zu sehnen....trotzdem muss ich lieben
D.: Trotzdem!
Dora und F. blicken sich länger an und verweilen wortlos.
F.: Ich habe mich falsch verhalten...zu wenig angepasst, zu wenig untergeordnet
D.: Gegenüber?
F.: Jedem, jede.....die falschen Fragen zur falschen Zeit
D.: Und jetzt?
F.: Jetzt muss ich die Ernte meines Lebens einbringen
D.: Unruhig?
F.: Die Melancholie hat mich in ihrem harten Griff und lässt mich nicht mehr los
D.: Falle ab vom Baum der Erkenntnis
F.: ...und verfaule auf dem Boden der Tatsachen
Beide verweilen wortlos.
F.: Beruhige mich und vergrabe deine Sanftheit in mir, denn eine Unruhe hat mich erfasst und nicht eine, sondern meines Geistes sich bemächtigend. Nichts mehr ist wie es war und nichts mehr wird so sein. Der Tag hat ein Gesicht bekommen und starrt mich ununterbrochen an, bringt das Tiefste und Edelste, das Schmutzigste und Grausamste zur Oberfläche, fordert mich heraus, ein Gesicht, in dem all die Zeit hineinblicke...eine Unruhe hat mich erfasst und nicht eine und ich werde sie nicht mehr los.
D.: Breche mit Sanftheit deine Worte
F.: Ein jeder Tag scheint mir der letzte zu sein, ein jeder Moment friert mir zur Ewigkeit und ich muss handeln, den Kampf aufnehmen, einen jeden Tag, eine jede Sekunde, denn ich lebe
D.: Ich warte und warte, zähle die Augenblicke, rauche und blicke zum Sternen-Zelt hinauf und erblicke gefrorene Seen die auftauen, rauchend und wartend, des einbrechendem Eis...und auch das Eis dass dich umgibt wird dünner mit jedem Frühlingstag, einem jedem Sonnenstrahl....du wirst nicht einbrechen, du wirst leben und das Eis vergessen, mit jedem Frühlingstag ein wenig mehr, wartend und rauchend...
F.: Das Eis wird brechen, aber die Unruhe wird bleiben, wird meiner wüten und mir keinen Frieden schenken
D.: Vielleicht ist die Unruhe dein Friede
F.: Ich kann ohne nicht mehr leben und mit schon lange nicht mehr...höre, was ich geschrieben habe
F. nimmt ein Blatt Papier aus der Hosentasche.
Jeder Tag reißt größere Stücke aus meiner Seele, ein jeder Tag nimmt mir mehr, als er mir gibt, ein jeder Tag ist mir zur Qual geworden...jede schlaflose Nacht ist eine verlorene Nacht, eine jede Nacht ist kälter als jene zuvor...unendlich viele Tage sind vergangen ohne dass ein Hoffnung-Schimmer am meinem Horizont erschienen wäre....es bleibt Winter, es wird nicht mehr Frühling. Nie! Es bleibt kalt, sehr kalt!
D.: Es war Winter, es war kalt und die Einsamkeit brach uns entzwei und das Ende war nahe, es umarmte uns und ließ uns doch wieder frei und jetzt ist Frühling
Beide umarmen sich.
D.: Der Winter ist gebrochen und nun werde deines Lebens froh
F.: Ich versuche es andauernd
D.: Nicht nur versuchen
F.: Glauben und verzweifeln
D.: Brechen und zerbrechen
F.: Fühlen und vergehen
D.: Liebe....
Beide verweilen wortlos.
F.: Lass uns tanzen
D.: Wie?
D. steht auf und D. folgt ihm zögernd.
Beide beginnen im Narrenschiff zu tanzen.
D.: Mein Herz ist wild
F.: und schlägt um sich
D.: Fang es doch mein Herz?
F.: Ich fange es nicht....frei und wild soll es verbleiben
D.: Dann komme näher zu mir hin
D.: Mich verlieben werde....
F.: jeden Morgen, jeden Abend
D.: jeden Tag und jede Nacht
F.: Wo der Himmel in dunkle Augen fällt
D.: ...in meine Arme komm
Beide tanzen.
D.: Lass das Leben leben wie es ist
F.: Und ein jeder Mensch
D.: soll leben wie das seine Leben ist
F.: Keine Grenzen
D.: und kein Druck
F.: Nur die Liebe
D.: soll von mir auf dieser Welt verbleiben
F.: Wir müssen
D.: lieben
F.: und begehren
Beide beenden den Tanz und lösen sich voneinander.
Es wird kurz dunkel, beide verharren und setzen sich dann am Tisch nieder.
D.: Finde dein Lachen wieder
F.: Diese Reise anzutreten, mein Lachen zu suchen
D.: Den Moment zur Ewigkeit frierend lassen
F.: Mir ist kalt....ich friere
D.: Ich auch
F.: Die Angst?
D.: Die vergeht
F.: Trotzdem muss ich lieben!
D.: Finde dein Lachen und liebe!
…..

(5)

Der Raum fällt in Dunkelheit, nur auf der digitalen Uhr bleibt ein Licht.
Diese rast dahin. Aus Stunden werden Sekunden bis diese unvermittelt stoppt und die Dunkelheit schwindet.
Die Szene befindet sich in Doras Zimmer.
Eine müde wirkende Dora sitzt auf der Couch mit den Füßen auf dem Serviertisch.
Das schnurlose Telefon läutet.
Dora geht zu diesem und nimmt ab.

D.: Hallo Mutter
Ja Mutter
Ich weiß, ich muss mich entscheiden, aber nicht jetzt
Ja, die Zeit drängt
Ja, ich entscheide noch dieser Tage
Ich werde vorbeikommen
Ich?
Ja
Im Park und im Einkaufszentrum
Jetzt bin ich müde
Ich nehme keine Drogen, Mutter!
Ja, ich werde versuchen weniger zu rauchen
Nein, ich trinke nicht!
Mir geht es gut
Ja, sicher
Ja, ich gehe regelmäßig zum Arzt
Mach dir keine Sorgen um mich
Ja Mutter, ich liebe dich auch
Mach dir keine Sorgen!
Was sagen die Ärzte?
3 Wochen?!
Die Metastasen
Keine Hoffnung?
Sicher?
Schei?e!
Was ist mit den Medikamenten?
Sie sprechen nicht mehr an!
Jetzt?
Die alternativen Therapien?
Mache dir keine Gedanken
Denke an die schönen Tage
Ich werde vorbeikommen
Die Schmerzen werden stärker
Ich verstehe
Morphium?
Ja
Mache dir keine Sorgen
Ich werde mich darum kümmern
Ja, ich weiß, ich muss mich entscheiden
Ja, dem geht es gut, aber vergiss ihn
Ja, ich werde vorbeikommen
Sicher?
Ja, ich werde mich darum kümmern
Mache dir keine Sorgen um mich
Mir geht es gut!
Der Tod?
Keine Hoffnung
Du hast dich damit abgefunden
Seit wann?
Scheiße
Zu kalt?
Was sagen die Ärzte?
Es gibt keine Hilfe dafür?
Ja, ich werde vorbeikommen
Scheiße
Ich weiß, ich soll nicht fluchen
An Vaters Grab?
Gestern?
Und?
Ja
Ich werde mich darum kümmern
Ich liebe dich
Soll ich noch etwas....?
Nein?
Sicher?
Ich auch
Ich liebe dich
Ich komme vorbei!

Dora legt das schnurlose Telefon zurück, zündet sich eine Zigarette an und löscht diese nach ein, zwei hektischen Zügen.

D.(schreiend): Warum nur, warum?

Dora geht geht zur digitalen Uhr und zerrt diese von der Wand und wirft diese durch den Raum.
Die Uhr zerschellt am Boden.
Der Raum fällt in Dunkelheit.
Sekunde auf Sekunde vergeht.
Es bleibt dunkel.


(6)

In einem leeren Raum. Nur die kaputte Uhr liegt auf dem Boden.
Ein Licht fällt auf die kaputte Uhr und dann auf Dora
Dora steht vor dieser und blickt darauf.
Es wird wieder dunkel.
Ein Licht fällt auf die stehende D.
Sie geht auf und ab, umarmt sich selbst, sinkt auf die Knie und legt sich auf dem Boden nieder.
Es wird dunkel. D. bleibt im Bühnenbild
Ein Licht fällt auf den stehenden E.. Er raucht eine Zigarette.
Fertig geraucht wird es wieder dunkel. E. bleibt im Bühnenbild.
Ein Licht fällt auf den stehenden M.. Er trinkt ein kleines Bier.
Als er das Bier ausgetrunken hat, wird es wieder dunkel.
M. bleibt im Bühnenbild.
Ein Licht fällt auf den stehenden Z.
Z. bleibt im Bühnenbild.
Es wird wieder dunkel.
Ein Licht fällt auf den stehenden F.
F. bleibt im Bühnenbild.
Es wird wieder dunkel.
Ein Licht fällt auf die stehende C.
Sie friert.
C. bleibt im Bühnenbild.
Es wird wieder dunkel.
Das Bühnenbild wird hell.
Die liegende Dora steht auf und geht von Person zu Person und umarmt einen/eine nach dem anderen.
Jede/Jeder sinkt nach der Umarmung auf seine Knie und legt sich dann auf dem Boden nieder.
Das Licht schwindet und verbleibt nur auf Dora.
Dora nimmt die kaputte Uhr und geht zur Tür hinaus.