lunedì, maggio 05, 2008

Jürgen Fuchs (1950-1999)
(zu überarbeiten)




Aus der Gesellschaft,
die er kritisierte,
warfen sie ihn hinaus;
aus der Universität,
an der er studierte,
warfen sie ihn hinaus;
denn so einen;
einer, der eine eigene Meinung hatte;
ja so einen
brauchten sie nicht;
und aus dem Staat
in dem er lebte,
warfen sie ihn hinaus
und am Ende
hatten sie ihn
auch aus seinem Leben
hinausgeworfen.

Er war so einer,
einer von ganz wenigen,
ein Spinner, Querulant;
lästig, störend, irritierend;
kein Student, sagten die Studenten;
kein Künstler, sagten die Künstler;
kein Intellektueller, sagten die Intellektuellen,
kein Religiöser, sagten die Religiösen;
und keiner von uns, von wem auch immer
und das Gerede,
von jenen die immer recht haben;
den Ungerechten
und das Gerede;
er war
ein Feind des Staates
und ein Freund der Freiheit
einer der ungeregelt;
gegen die Regeln hier und dort;
dass ist so geregelt;
und dass so;
somit eine Gefahr für jene;
den Immergleichen;
jenen ohne Skrupel und Gewissen;
jenen, die jenseits von Gut und Böse,
über Gut und Böse entschieden hatten
und wie immer wollten diese
nur das Beste;
für sich;
für ihre Frauen;
für ihre Kinder;
für ihre Gefolgsleute;
für ihre Interessen;
für ihre Vorstellungen;
für ihre Macht;
für ihre Indifferenz;
ach ja;
sie wollten wie immer
nur das Beste
für ihr Volk,
ihr Volk.

Und seien wir ehrlich;
alle waren sie froh;
als sie ihn dann losgeworden waren;
sein intellektuelles Gezetere;
sein Einsatz für die Bürgerrechte;
sein Kampf gegen die Überwachung
und für die Menschenrechte;
seien wir doch ehrlich;
uncool war das;
nicht hipp und in
zu jener Zeit
und so waren sie wohl alle froh
ihn losgeworden zu sein;
die Gesellschaft, die Universität;
die Angepassten und Zufriedenen;
die Behörden, der Staat
und wer und was
....
und das Leben?
....
war es auch froh
ihn losgeworden zu sein?
....
er liebte es;
das Leben;
dieser Narr und Unverstandene
und vielleicht
liebte er auch die Traurigkeit,
die Traurigkeit eines solchen Leben.

Die politische Polizei, die Stasi;
Autounfälle, Unglücksfälle;
Bomben, Scherben, Spott;
privates Ungemach;
Strahlen, Krebs und Tod,
von jenen,
ja genau, jenen,
den Immergleichen;
wem auch sonst
und immer noch;
ja immer noch,
die Geschichte gehört ihnen,
so lange,
bis auch der letzte von ihnen,
seine Ruhe gefunden hat;
die Seilschaften bestehen noch;
denn schmutzig war und bleibt
der Krieg,
und dieser findet erst ein Ende
wenn auch die letzte Spur seines Lebens;
auch das letzte von ihm beschriebene Blatt Papier;
auch die letzte Erinnerung,
bis auch, ja was;
und wohl auch dass;
bis alles von und über ihn
vergessen ist.

Ausgeschlossen, isoliert,
geächtet,
zwangsexmatrikuliert, ausgewiesen;
zerstört;
denn es ist schon jedem klar gewesen,
mit so einem;
und so einer gehört dorthin;
dass und dass
sollte man mit ihm;
mit so einem;
und in seinem Falle
waren sie sich einig,
mit so einem;
und privat;
ja privat war er ein;
was denn sonst;
was;
er hatte ja keines;
ein solches Privatleben;
Privatleben
gab es nur
für die Bonzen;
die Stasi und ihren IM;
dem Spielzeug;
also den hübschen, jungen Dingern
und dem Abschaum
und ich denke mir,
so Einschlag auf Einschlag;
allein kämpfend,
das eigene Leben und jener die man liebt
in Stücke gehauen;
wenig Aufmunterung;
wenig Trost;
wenig Hoffnung;
so denke ich
an den Mut und die Traurigkeit eines solchen Menschen.